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Neumond-Samhain – Allerheiligen/Allerseelen


Die Nächte sind lang und werden noch länger. Vielleicht sind Bäume noch mit bunten Blättern bedeckt oder das Laub raschelt unter den Füssen. Kühle und Nebel legt sich über das Land. Eine andere, ruhige und stille Schönheit legt sich über das Land.


Da und dort noch die letzten Rosen an den Hecken. Die letzten Herbstblumen, die noch blühen. Sie warten auf den Frost, um langsam in den Winterschlaf zu wechseln.


Kälte, Nebel sind jetzt die neuen Wetterlagen.


Alles ist geerntet auch die Heilpflanzen sind schon längst zum Trocknen aufgehängt. Die letzten Pilze werden gepflückt und die Natur zieht sich zurück. Auch wir haben die Sehnsucht nach Wärme und Stille. Mir geht es so. Ich möchte mich einkuscheln in eine warme Decke. Möchte den Tee der Sommerkräuter trinken und in die Nebel schauen.


Schon bald ist es so weit.


Das grosse Neujahrsfest der Kelten steht fast vor der Türe, Samhain. Ein altes irisch keltisches Fest. Das Dunkelheitsfest wurde um diese Zeit herum begangen. Es heisst, das die Übergange in die Anderswelt ganz dünn sind und die Grenzen zwischen Himmel und Erde verschwimmen.


Es ist die Nacht, in der wir die Seelen wandern sehen und es ist der Beginn des Neuen keltischen Jahres, der mit der dunklen Jahreszeit beginnt, denn der Tag wird auch aus der Nachtgeboren.


Die Natur ist scheinbar tot und es ist der Beginn eines neuen Zyklus. Es ist auch ein Fest für die Ahnen. Die Ahnen wurden um Rat und Beistand gebeten. Sie wurden verehrt und geachtet.


In dieser Zwischenzeit wurde die Energie genutzt, da die Menschen wussten, dass sie jetzt besonders leicht Kontakt zu ihren Ahnen herstellen konnten. In alten Zeiten glaubten die Menschen, dass die Ahnen in dieser dunklen Zeit zu Besuch kamen und die Orte ihres Seins auf Erden besuchten.


Es wurde gefeiert und den Ahnen wurde aufgetischt. Es standen Malzeiten für sie in der guten Stube bereit, denn für die Lebenden waren sie noch da, die Seelen. Denn das Gefühl von getrennt sein, kannten sie vor langer Zeit noch nicht.


Noch heute haben wir Bruchstücke dieser Kultur erhalten. An Allerseelen gedenken wir den Toten. Manche stellen den Kontakt noch heute her. Allerheiligen ist ein Fest, dass Himmel und Erde verbinden soll.


Nun vielleicht sollten wir nicht die heiligen feiern. Wir könnten diesen Tag nutzen und schauen, wie wir der Welt Gutes tun könnten, den Menschen, den Tieren, unserer Mutter Erde.


Irgendwann wurde Halloween importiert. Es ist und war ein gutes Geschäftmodell und wenn ich die Menschen frage, was sie darüber wissen, erhalte ich Antworten wie: Fun, grusliges Kostümfest, Süssigkeiten für Kinder, noch etwas Lustiges erleben vor Weihnachten.


Ursprünglich stammt Halloween aus Irland und wir finden darin wieder eine Handlung, die früher dazu diente, Haus und Hof vor bösen Geistern zu schützen und mit den eigenen Ängsten umzugehen. In diesen Geisternächten, in denen die Toten rastlos umherschweiften, wagte sich niemand aus dem Haus, ausser er war selbst als Geist verkleidet. Er stellte Lichter in die Fenster, damit die Geister draussen blieben und ihren Weg in die Anderswelt finden würden.


Was liebe ich an dieser Zeit, wozu lädt sie uns ein?

Der Spätherbst lädt uns zum Rückzug ein. Es ist die Zeit der Trennung, des Abschieds und der Trauer.


Es ist eine stille Zeit, die uns lehren will, loszulassen und nicht an Vergänglichem festzuhalten.


Trauer ist ein dunkles Gefühl und zugleich eine lebensnotwendige Energie. Viele erlauben sich nicht diese Zeit dafür zu nutzen.


In der Zeit der Trauer können wir uns mit unserer Herkunft und unseren Wurzeln beschäftigen. Diese Augenblicke erlauben uns, uns zu verzeihen und wir können uns mit dem was war aussöhnen.


Es ist eine Art, um unserem Leben und unseren Wurzeln wieder mehr Kraft zu geben. Denn wir brauchen sie, die Wurzeln. Mit starken Wurzeln können wir wieder Träumen können und Visionen entstehen lassen.


Wir können diese Visionen nähren und anfangen kreative Pläne zu schmieden. Wir können stärker als je zuvor für unser eigenes Leben eintreten.


Es gibt wunderbare Fragen in dieser besonderen Zeit:

  • Was kann ich jetzt verabschieden?

  • Was sind die Gaben meiner Ahnen, wem bin ich ähnlich? Was genau liebe ich an diesen Gaben und welche kann ich noch nicht akzeptieren?

  • Wer von ihnen unterstützt mich?

  • Mit welchen Verstorbenen ist noch eine Aussöhnung nötig?

… und wenn ich auch im Herbst meines Lebens stehe, kann ich mich fragen:

  • Wie kann ich mit dem Nachlassen meiner körperlichen Kräfte und meiner Energie umgehen?

  • Kann ich zulassen, dass ich manchmal nicht weiss, wohin meine Reise gehen soll?

  • Wo habe ich erkannt, dass durch Vertrauen, Kraft und Energie ins Leben strömen?

  • Wie kann ich mir mehr Zeit für mein Sein und besinnliche Momente gönnen?



Unsere Lebenszeit

Auf unserer Lebens-Timeline ist der Spätherbst so zwischen 70 und 80 Jahren. Vielleicht spüren wir dann die ersten Beschwerden und wir können erahnen, dass uns weniger Energie zur Verfügung stehen. Natürlich wird das sehr individuell erlebt.


Je älter wir werden, umso mehr erleben wir Verluste, Abschiede und Trauer. Langjährige Freunde, Bekannte, Verwandte und Menschen aus der Nachbarschaft verlassen ihren Körper. Abschiednehmen, loslassen bekommt eine ganz andere und neue Bedeutung. Sie erinnert uns an unsere eigene Sterblichkeit.


Alte Menschen sind weise, wenn sie sich mit sich selbst und mit ihrer Geschichte ausgesöhnt haben und etwas Positives ausstrahlen. Weisheit ist aber keine Frage des Alters. Sage ich .


Rituale im Alltag

Ende Oktober werden die Uhren von der Sommerzeit auf die Winterzeit umgestellt. Auch unser Organismus stellt sich um und wir verspüren ein wachsendes Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf. … mir geht das so…


Die Jahreszeit lädt uns ein, unser Tempo zu reduzieren und uns mehr Ruhe und Zeit zu gönnen, z. B. für regelmäßige Spaziergänge bei Tageslicht und in der kühlen und feuchten Herbstluft.


Zu Allerheiligen werden die Gräber mit frischen Blumen, immergrünen Pflanzen und Kerzen geschmückt. Wir kehren an den Ort unserer Kindheit zurück, besuchen die Gräber unserer verstorbenen Angehörigen und verbinden uns so mit unseren Wurzeln.


Vielleicht regen diese Rituale dich an, die Geschichte deiner Familie aufzuschreiben oder einen Stammbaum zu zeichnen. Vielleicht treffen wir uns mit unserer Familie, erzählen Geschichten bei Kaffee und Kuchen. Denn der Tod lehrt uns eines: Zu leben.


Wir sollten in unsere Vorratskammer schauen, ob wir gerüstet sind, gerüstet mit den heilenden Kräutern des Sommers, so dass wir die kalte Jahreszeit gut überstehen.


Auch ich liebe es mit einer Tasse heissen Tee und einer Kerze da zu sitzen und einfach für den Augenblick des Teetrinkens zu sein. Nichts weiter als mein Tee, die Kerze und die Dunkelheit. Eine kleine Kerzen-Auszeit.


Dann schon bald feiern wir das Martinsfest (11.11). An vielen Orten wird es mit bunten Laternen und Räbenlichtern gefeiert. Ein kleiner Impuls, um Licht in die Dunkelheit zu bringen, so dass das innere Licht und das innere Feuer nicht erlischt.


Ich wünsche dir eine wunderbare Zeit zwischen den Zeiten, eine gemütliche Zeit mit Tee und Kerzenlicht. Vielleicht findest du in diesem Jahr einen Zugang zu dieser besonderen Zeit. Das wünsche ich mir für dich.


Alles Liebe.

Ursina

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