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Tag-und-Nacht-Gleiche

Ostara – Eine Geschichte voller Missverständnisse.

Osterglocken in einer weissen Spiralvase
Osterglocken

Oft wird der Name für Feiern zur Frühjahres-Tag-und-Nachtgleiche verwendet. Doch wie alt sind die Bräuche und Riten wirklich? Gibt es keltische oder germanische Ursprünge? Woher stammt der Name, und was hat Ostara mit Ostern zu tun?


Vor ein paar Tagen hat mich jemand darauf angesprochen und siehe da, ich war überfragt. Tag-und-Nacht-Gleiche, ja, das war mir bekannt, dass es bei den Wiccas gefeiert wird auch. Ich kenne ein paar Bräuche, aber mehr wusste ich nicht. Ich habe dieses Fest immer aus schamanischer Sicht gefeiert. Für mich der 2. Meilenstein im Jahr. Ich habe schon viel von Ostara gelesen und habe schon einiges darüber geschrieben, Doch heute musste ich weiter eintauchen in "Ostara".


Wie ich bin (eine Scannerpersönlichkeit), musste ich mich auf das Thema einlassen, sonst hätte es mich verfolgt 🤪.



Alle Himmelsrichtungen und Bedeutung keltisch
Bild von Mondfee

Lass mich beginnen: Der keltische Jahreskreis umfasste nur die vier Hochfeste Samhain, Imbolc, Beltane und Lugnasad. Diese werden auch als die Mondfeste bezeichnet. Wenn heute von Jahreskreisfesten gesprochen wird, meint man allerdings in der Regel acht Feste, deren Herkunft unterschiedlichen Quellen zugeschrieben wird.


Oft werden die vier zusätzlichen Feste, genannt Sonnenfeste, ebenfalls dem keltischen Jahreskreis oder aber den germanischen Religionen zugeordnet. Diese Zuordnung ist jedoch nicht immer zutreffend, und Ostara ist das prominenteste Beispiel, wie ich herausfand.


Ostara, woher kommt das überhaupt. Oft wird Ostara als das Fest einer germanischen Göttin gleichen Namens angesehen – Ich konnte es jedoch nicht belegen, dass es tatsächlich eine solche Göttin gab.


Die Göttin Ostara?

Historiker haben schon lange die Existenz einer germanischen Frühlingsgöttin vermutet. Es gibt jedoch keinen Hinweis darauf, dass sie Ostara hiess.


Beda Venerabilis (673-735, angelsächsischer Kirchenhistoriker), erwähnte Ostara das erste mal in einer Schrift, mit dem Hinweis auf ihren Namen. Beda, wollte im Streit um das Osterfest Argumente finden. In seinen Schriftstücken war die Benennung des Festes „Easter“ eine Referenz auf ein heidnisches Fest, welches hochgehalten wurde. Er setzte sich dafür ein, dass dies

es Fest, der norddeutschen und skandinavischen Kirchentradition folgen sollte, und wollte es auf „Passah“ umbennen. In seiner Streitschrift „de temporum ratione“ schrieb er in diesem Zusammenhang, dass der heutige Monat April, den Namen „Eosturmonth“ trug, also im Zusammenhang zur Göttin „Eostrae“ hätte.


Der deutsche Sprach- und Literaturwisschenschaft Jacob Grimm (1758-1863, einer der Gebrüder Grimm) benutzte Bedas Ausführungen, als er 1835 die Herkunft des Wortes Ostern begründen wollte.


Grimm passte dabei den Namen der Göttin sprachlich an, indem er ihn vom mittelhochdeutschen Namen für den April ableitete. Aus dem mittelhochdeutschen „ôstarmânôt entstand der Name „Ostara“.


Grimm schrieb nicht einfach von Beda ab, er validierte den Text mit weiteren Quellen. Er nahm z.B. die Monatsbezeichnung ôstarmânôt aus den Texten des Gelehrten Einard (770-840).

Es ist umstritten, ob Beda richtig lag mit seiner Herleitung. Doch ich frage mich, warum hätte er eine Gottheit erfinden sollen, denn der Sinn seines Textes war die Verehrung einzudämmen.

Das, was wir sicher wissen ist: Grimm hat den deutschen Namen der Gottheit wahrscheinlich falsch hergeleitet.


Ostern hiessen nicht immer Ostern. Im Norden wurde oft der Biblische Name „Pessach“ oder latinisiert „Passah“ genannt. Ich habe gelesen, dass im norddeutschen Raum, das Wort „Paschen“ benutzt wurde.


Ostern kam hauptsächlich im süddeutschen Raum zum Einsatz und Easter im angelsächsischen Raum.


Nun, es gibt auch andere Quellen, wie die skandinavische Edda. Dort finden wir Eostrae/Ostera nicht. Ab und an wird ein etymologischer Bezug zur semitschen Fruchtbarkeitsgöttin Astarte vermutet, doch es ist und bleibt eine Vermutung.


Auch heute ist nichts in Stein gemeisselt, wir wissen nicht, ob der Name des Osterfestes vom alten Namen April abgeleitet wurde, oder ob der April nach dem Osterfes benannt wurde.


Die historische Bedeutung von Ostara

Es gibt keine Ueberlieferungen, die ein Fest wie Ostara im keltischen Kulturraum belegen. Das Ende des Winters und der Beginn des Frühlings wurde mit Imbolc gefeiert und das grosse Fruchtbarkeitsfest war Beltane.


Die Beschreibung des „angeblichen keltischen Festtages“ wurden durch die schottischen „Cailleach day“ oder „Latha na Cailliche“ inspiriert. Dieser Feiertag ist die Uebergabe der Herrschaft von Cailleach, der Herrin des Winters, an Brigid, die Herrin des Sommers. Es wird angenommen, dass diese Uebergabe im gesamten keltischen Einflussbereich gefeiert wurde. Der Zeitpunkt dieser Uebergabe hing allerdings von der Klimazone der Feiernden ab.


Erstmöglicher Zeitpunkt war wahrscheinlich Imbolc und der letztmögliche Zeitpunkt war Beltane, dem tatsächlichen Start von Brigids Herrschafft über den Sommer. Der Tag Cailleachs liegt demzufolge zwischen diesen beiden Tagen.


Schaue ich mich in der Schweiz um, so kann ich verschiede Frühlingsfeste erkennen. Wir haben z.B. in Zürich das Sechseläuten, im Bündnerland den Chalandamarz und wahrscheinlich noch viele andere Feste.


Ich bin überzeugt, dass Region aen mit starker landwirtschaftlicher Prägung ein Frühlingsfest kannten. Leider sind mir nicht soviele Traditionen bekannt.


Das Fest und seine Bedeutung in der modernen Welt


Weisser Hase auf gelbem Hintergrund
Osterhase / Osterbrauch

Heute wird Ostara in vielen Gemeinschaften als das Fest des Frühlingsanfanges gefeiert. An Imbolc feiern wir das Wiedererwachen des Lichtes. Der Winter ist zu Ende, wenn der Tag und die Nacht in perfekter Balance sind. Alles spriesst, die Natur erwacht.


Ostara-Tradition im neukeltischen Heidentum

Im 18. Jahrhundert kam das Neo-Druidentum auf. Hier hiess das Fest „meistens“ Alban Eiler“, was in Etwa „Licht der Erde“ bedeutet. An den beiden Tag-und-Nachtgleichen im Frühlung und im Herbst wird die Balance zwischen Tag und Nacht geehrt. Es ist eine Schwellenzeit und der Mensch kann aus dem Dunkeln ins Licht wechseln. Rituale zu Alban Eiler drehen sich um Wachstum neuer Ideen, Projekte und Pläne. Es geht jedoch um das Finden der Balance im Leben.


Ostara-Traditionen im Wicca

Im Wicca ist der Sabbat der Göttin Eostre/Ostara geweiht. Diese steht für Fruchtbarkeit, Wiedergeburt, Unschuld und Verzauberung. Sie wird am Frühlingsanfang wiedergeboren und ist für das gedeihen und das Wachstum in der Natur zuständig.


Sie kann durchaus mit der nordischen Göttin Freya oder dem ägyptischen Gott Osiris verglichen werden.


Ostara ist der beste Zeitpunkt, um Dinge zu erledigen, die wir schon lange vor uns her schieden, oder mit einem neuen Projekt zu beginnen. Das wiccanische Ostara und das druidische Alban Eiler haben dies gemeinsam.


Ostara im Asatrù

Auch das Asatrù kennt das Frühlingsfest Ostara. Asatrù ist eine Wiederbelebung des nordischen und teilweise auch germanischen Glaubens. Hier hat das Fest noch weitere Namen, z.B. wird in Island „Vàrbòt“ (Frühlingsfest) gefeiert. Ostara hat hier nichts mit der Göttin zu tun, es ist nur der Name des Festes.


Auch im Asatrù markiert dies eine Zeit des Aufbruchs. Es werden Feuer entfacht, die die ganze Nacht brennen und der neue Tag wird gemeinsam erwartet.


Meà Earraigh

Gelbe und rose Tulpen als Strauss
Frühlingsgrüsse

Auch ausserhalb der „heidnischen Hauptreligionen“ wird of mit der Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche die kommenden länger werdenden Tage geeehrt. Dabei wird die häufig die irische Uebersetzung, „Meàn Earraigh“, verwendet. Die Feiern können von einfachen Frühlingsfesten bis hin zu naturreligiösen Traditionen reichen.


Ich weiss nicht, ob ich dich jetzt verwirrt habe oder nicht. Ostara ist nicht historisch belegt, trotzdemTag darf Bedeutung für dich haben. Du entscheidest, was du an einem solchen Tag feiern könntest.


Ich feiere diese Uebergangszeiten, weil sie mir wichtig sind. Es sind meine Meilensteine im Jahr. Hier halte ich inne, schaue, was ich gesät habe. Was ich gehebt und gepflegt habe und schaue auch immer, was ich feierlich begraben darf.



Alles Liebe


Ursina.









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