Die Tag- und Nachtgleiche ist schon vorbei. Der Herbst ist im Laufschritt um die Ecke gerast, als hätte er es fast vergessen..... Nach diesen zauberhaften Spätsommertagen.... jetzt der Wind, der peitschende Regen, das veränderte Licht, die Blätter die sich färben... So sagt der Sommer Bye Bye und der Herbst zieht ins Land.
Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Die Zeit des Aufbruchs ist vorüber. Wir haben schon fast alles geerntet und die Arbeit des Sommers ist vorbei.
Wir sind zwischen dem 21. und 23. September sanft in die dunklere Jahreszeit gerutscht. Es ist an derZeit, nach Innen zu gehen. So wie die Bäume und die Natur sich auf den Winter vorbereiten.
Hast du es schon gesehen? Die Blätter werden bunter. Die ersten Laubblätter tanzen schon im Wind. Das Licht ist milder und kühler. Ja, und übrigens: Das Wort Herbst kommt aus dem Althochdeutschen Herbist und bedeutet so viel wie „die Zeit der reifen Früchte, Erntezeit“.
Wir sollten Erntedank feiern. Es sollte ein Freudenfest sein. Ein Fest der Dankbarkeit für die Fülle, in der wir leben. Das Erntedankfest wird meist zwischender Tagundnachtgleiche und dem 1. Oktober gefeiert.
Wir sollten nicht nur die Ernte feiern auch unseren Einsatz und unser Kraft und Arbeit, die die Ernte ermöglicht.
Den Altweibersommer durften wir schon erleben. Stabiles Wetter, der Sommer, der warm und trocken ausklingt... die ersten Laubbäume in neuer Farbenpracht. Spinnen, die spinnen und ihre Netze ausbreiten, wohin das Auge reicht. Der Morgentau, der wie kleine Diamanten in der Sonne funkelt oder aufgereiht ist, wie eine zarte Perlenkette.
... ist das nicht auch der Schickalsfaden der Göttin.... der Göttinnen... Mabon und zur Wasserzeit natürlich auch alle Wassergöttinnen: Tiamat, die Älteste, Herrin dertiefsten Tiefen, die Urschlange, Mari, alle Nixen undUndinen, Maat, ägyptische Göttin der Ausgewogenheit sowie die Ernte- und Fruchtbarkeitsgöttinnen, allen voran Demeter.
Die dunkle Jahreszeit löst bei vielen Menschen ungute Gefühle aus. Menschen können ihre Depressionen wieder stärker wahrnehmen. Wir ziehen uns, wie auch die Natur mehr nach Innen zurück.
Ein kleines Hilfsmittel aus alten Zeiten. Ein Gemeinschaftsfeuer, ein Herbstfeuer, um Aengste und „böse“ Geister zu vertreiben.
Mit dem Feuer und mit dem Rauch wurden noch einmal den Erd- und Himmelskräften für die eingebrachte Ernte gedankt. Die Menschen baten den Himmel um Hilfe, um die dunkle und karge Zeit gut zu überstehen und das kommende Jahr wieder fruchtbar werden zu lassen.
Am 29. September begannen die Menschen früher ihre Winterarbeiten. Es wurde gesponnen und gewebt.
In der Kirche ist der Tag dem Fest des Erzengels Michael und auch den Erzengeln Gabriel und Raphael geweiht. Dieses Fest der Engel will uns daran erinnern, dass die Engel uns begleiten, sie uns zur Seite stehen, uns unterstützen, uns aufrichten und uns auffordern unseren eigenen Weg zu gehen.
DIE EINLADUNG DIESER ZEIT
Der Herbst möchte,dass wir uns nach Innen wenden. Die Tagundnachtgleiche erinnert uns an die Balance und das Gleichgewicht in unserem Leben. Wir lernen und wachsen. Alles strebt nach Harmonie und Gleichgewicht... das Gleichgewicht von Licht und Schatten, von Tun und Nichttun, von Innen und Aussen... Es zeigt uns auch, dass wir das Gleichgewicht brauchen, um gesund zu bleiben.
Der Herbst erinnert uns daran, dass wir jedes Jahr ein Stück älter werden. Vielleicht lernen wir durch ihn das Loslassen.
Der Herbst möchte auch,dass wir Bilanz ziehen und unsere Waagschalen hervorholen und uns fragen: Was ist mir gelungen? Was ist mir misslungen? Was sollte ich radikal annehmen? Was kann ich mit beiden Händen und einem offenen Herzen geniessen? Was gilt es loszulassen und zu verabschieden oder gar zu betrauern?
Das milde Licht des Herbstes lädt uns ein, uns selbst und andere mit sanftem Blick anzuschauen: Unsere Stärken und Schwächen, unsere Erfolge und unser Scheitern. Wir sollten die Strenge, unsere Strenge beiseite lassen und Milde walten lassen.
Die Zeit lädt unsein, uns zu reifen Menschen zu entwickeln. Die Psychotherapeutin Boglarka Hadinger formuliert in acht Schritten, was dazu gehört:
1. Die eigenen Schwächen und Schattenseiten ohne Zorn und Eifer abmildern.
2. Begabungen schulen und Talente leben, sonst verursachen sie einen inneren Terror.
3. Sich ein Stückverzauberte Seele und den Sinn für die Wunder des Lebens bewahren.
4. Die beseelte und die unbeseelte Welt vorsichtig „in Händen“ halten und achtsam handeln.
5. Nicht alles tun, was wir tun könnten, und nicht alles sagen, was sagbar ist.
6. Die jetzige Lebenssituation stellt uns Fragen und wir sind aufgefordert zu antworten.
7. Nicht wegen jeder Kleinigkeit frustriert sein. Das Leben hat einen langen Atem.
8. Die Liebe zur Weisheit ist eine Anlage, die genährt werden will, unabhängig vom Alter.
FRAGEN DIESER JAHRESZEIT
Woran reife ich?
Wo hat meine Arbeit Früchte getragen?
Was sind meine Gaben, was kann ich mit anderen teilen?
Was schätze ich? Wie kann ich mich für die Ernte meines Lebens und für die erfahrene Hilfe bedanken?
Welche unerfüllte Hoffnung ist ein Teil von mir?
Wie finde ich zu einem inneren Gleichgewicht?
Kenne ich meinen eigenen, mir angemessenen Rhythmus und kann ich ihn leben?
Haben Kunst und Poesie Platz in meinem Leben?
So erfahre ich den Herbst. So möchte ich den Herbst einladen, ein Teil meines Lebens zu sein. Ihn als das akzeptieren, was er ist, der Herbst. Ihn nicht wegwünschen, schlecht reden, ihn dunkler machen als er ist. Er ist was er ist: Herbst in seiner ureigenen Schönheit. Er, der mir hilft, meine Balance zu finden. Er, der Uebergang vom Yang ins Yin....
Frohes Erntedankfest…feiere deine Ernten und betrachte auch deine „Misserfolge“… und lass sie los. Geniesse die Farben, den Wind, die Kühle, den Nebel. Lass ihn Teil deines Lebens sein…
Frohen Herbst und eine magische Zeit.
Herzlich
Ursina
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